Petra Hohn
Ehrenmitglied
Petra Hohn ist eine der prägenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Bundesverbands Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e. V. Ihr Weg in die Trauerbegleitung begann nach einem tiefen Einschnitt in ihrem Leben: dem Tod ihres einzigen Kindes im Jahr 1998. Dieser Verlust veränderte alles – und wurde zugleich zur Kraftquelle für ein außergewöhnliches Engagement.
Im Jahr 1999 trat sie dem VEID e.V. bei. Bereits ein Jahr später gründete sie eine Selbsthilfegruppe im Altenburger Land. Ihr Engagement, ihr Mut und ihre Entschlossenheit führten 2004 zur Wahl in den Vorstand des Bundesverbands – zunächst als zweite Vorsitzende. Von 2006 bis 2017 leitete sie den Verband als erste Vorsitzende mit Herz, Weitblick und unermüdlicher Energie. Parallel übernahm sie die Leitung der Bundesgeschäftsstelle in Leipzig, ab 2017 dann in der Rolle als Geschäftsführerin bis 2021.
Doch ihre Geschichte ist viel mehr als ein Lebenslauf.
Petra Hohn baute aus einem kleinen Verband mit wenigen Ressourcen ein bundesweites Netzwerk auf. Mit Beharrlichkeit und großem politischen Geschick gelang es ihr, die verwaisten Eltern sichtbar zu machen – in der Öffentlichkeit, in den Medien, in der Politik. Sie etablierte den VEID e.V. als Sprachrohr für trauernde Familien, verankerte seine Arbeit als übergeordnete Mitgliedsorganisation im Paritätischen Gesamtverband und setzte sich leidenschaftlich für gesellschaftliche und längst überfällige gesetzliche Veränderungen ein.
So war sie maßgeblich daran beteiligt, dass das Mindestbestattungsgewicht für Früh- und Totgeburten angepasst und der Eintrag ins Familienbuch auch für Sternenkinder ermöglicht wurde – ein Akt der Anerkennung und Würde für betroffene Familien. Sie kämpfte viele Jahre für die Berücksichtigung Betroffener bei der sogenannten „Mütterrente“, für die Aufnahme von trauernden Geschwistern in die Selbsthilfeförderung nach § 20h SGB V und setzte wichtige Projektförderungen u.a. durch Aktion Mensch und die Glücksspirale durch.
Ein Meilenstein war die von ihr initiierte Studie zur Trauerbegleitung von Geschwistern – in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Birgit Wagner aus dem wissenschaftlichen Beirat des Verbands und gefördert vom Bundesministerium für Familie und Soziales. Denn für Petra Hohn war klar: Wenn ein Kind stirbt, trauert die ganze Familie. Und jedes Familienmitglied braucht seinen Raum, seine Stimme, seine Unterstützung. Durch ihr Engagement bekamen die Geschwister der verstorbenen Kinder den schon lange überfälligen Platz in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Im Jahr 2012 wurde sie vom Auswärtigen Amt als deutsche Vertreterin zur Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zu den Themen Todesstrafe und Opferschutz in Tokio eingeladen.
Petra Hohn verstand es mit besonderer Souveränität, belastbare Netzwerke zu entwickeln, die Bundesgeschäftsstelle effizient und vorausschauend zu strukturieren und als verlässliche Anlaufstelle für Betroffene und Partner präsent zu bleiben.
Sie war darüber hinaus auch Referentin in der Fortbildung für Notfallseelsorger*innen, Medizinstudierende, Fachpersonal in Jugendämtern, Schulen, KITAs, Hospizen und vielen mehr.
Ihr beruflicher Weg führte sie ursprünglich ins Ingenieurbüro für Tief- und Straßenbau – doch ihre wahre Berufung fand sie in der Trauerarbeit. Über die Jahre erwarb sie dabei unterschiedlichste Qualifikationen: Trauerbegleiterin (Ev. Erwachsenenakademie Dresden), Heilpraktikerin für Psychotherapie, systemische Familienberaterin und Verbandsmanagement (DGVM).
Für ihr außerordentliches Engagement wurde Petra Hohn 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet – eine verdiente Würdigung ihrer Lebensleistung.
Petra Hohn lebt heute mit ihrem Mann in Meuselwitz im Altenburger Land. Sie ist weiterhin gelegentlich in der Forschung und als Referentin aktiv.
Mit ihrem Buch Plötzlich ohne Kind (Gütersloher Verlagshaus) und zahlreichen weiteren Auftritten in Funk und Fernsehen sowie Veröffentlichungen in regionalen und überregionalen Printmedien hat sie Betroffenen eine Stimme gegeben.
Ihr Credo: Nur gemeinsam sind wir stark.
Für Petra Hohn war und ist der VEID e.V. mehr als ein Verband – er ist Gemeinschaft, Kraftquelle, Ort der Begegnung. Ihr Ziel: Trauer sichtbar machen, Betroffenen eine Stimme geben, Strukturen schaffen, die tragen – in der Selbsthilfe, in der Politik, in der Gesellschaft. Petra Hohn liegt es zutiefst am Herzen, dass Betroffenheit niemals als Schwäche gesehen wird. Für sie sind gemeinsames Lernen, offener Austausch und der Blick nach vorn die tragenden Säulen einer mitfühlenden und starken Gemeinschaft.
Petra Hohn hat mit Weitsicht, Beharrlichkeit und Herz den VEID e.V. zu einer bundesweit sichtbaren Instanz gemacht – aus einer leisen Initiative wurde durch sie ein starker, wegweisender Leuchtturm. Für ihr unermüdliches Wirken sagen wir von Herzen: Danke, Petra.
Eine Auswahl von Petra Hohns Publikationen und Beiträgen
Bücher und Sammelwerke:
- Plötzlich ohne Kind, Gütersloher Verlagshaus, 2008 / 2013
- Jahresheft 10, Verwaiste Eltern Hamburg, Schwerpunkt Suizid, 1999
- Ein Netz, das trägt, Dorothea Stockmar, Santiago Verlag, 2010
- Hōgaku Kenkyū – Journal of Law, Politics and Sociology, Nr. 6, Keio University Tokyo, 2013
- Siris Reise oder: Wo ist der Weg zur Ewigkeit?, Karin Grabenhorst, Santiago Verlag, 2014
- Nicht gesellschaftsfähig – Alltag mit psychischen Belastungen, Hrsg. Sandra Strauß, Glücklicher Montag, AGM Leipzig, 2020
- Sein oder Nichtsein – Suizid in Wissenschaft und Kunst, Hrsg. Katharina Heinrichs & Jörg Vögele, Edition Outbird, 2022
- Verwaiste Eltern begleiten – Praxisbuch für medizinisches Fachpersonal, Ulrike Meindl, 2022
Presse- und Zeitschriftenbeiträge (Auswahl):
- Psychologie Heute, März 2009
- Stern, Nr. 44 / 2009
- Der Paritätische, 4 / 2011
- Philosophie Magazin, Februar/März 2015
- Kids & Co, Winter 2017/2018
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Nr. 19 / 2017
- Der Paritätische, 3 / 2019
- GEO, Ausgabe 8 / 2019






